Schon auf der Autobahn wurde das Spiel FCN gegen 96 auf Autobahnschildern angekündigt und über ein Verkehrsleitsystem fand der anreisende Fußballfan seinen Weg zum Fußballstadion. In Nürnberg steht das Max-Morlock-Stadion direkt am sogenannten »Reichsparteitagsgelände«, das an Spieltagen zu einem großen Parkplatz mutiert. Großräumig ist der Bereich um das Stadion abgesperrt, damit auch jeder Autobesitzer seine drei Euro Parkgebühr entrichtet. Es ist dann ein etwas merkwürdiger Weg zum Spielort, vorbei an Bussen, Maschendrahtzäunen und Schalverkäufern, aber das Stadion selbst liegt umringt von Bäumen an einer Schrebergartenanlage recht nett und so dass man nach einigen Beschimpfungen als Fürther als Gäste-Fan am Gästeeingang vor dem Gästeblock an der Südostseite den Weg ins Stadion findet.
Für das Zweitligaspiel der Saison 2016/2017 waren zwei Blöcke im Gästebereich geöffnet. Die teuren Sitzplatzplätze entpuppten sich als Klappsitze in Block 25a. Zum Glück durfte ich mich in Block 25b stellen und ein köstliches Kulmbacher genießen.
Die Sonne schien etwas durch die wolkenverhangene Landschaft in das Leichtathletikstadion, das nur in der Fankurve der Nürnberger gut gefüllt war. Eigentlich ein wunderbarer Fußballnachmittag, wäre der Fußball nicht gewesen, denn schon nach vier Minuten hatten die Gastgeber schon Grund zu jubeln. Sahin-Radlinger dilettierte, wie es auch Anton beim 2:0 eine gute Viertelstunde später tat.
Das Spiel war also schon recht früh gelaufen und 96 verpasste natürlich auch die Chance auf den Anschlusstreffer per Elfmeter in der 75.Minute, als Albornoz am Torwart scheiterte und sich jeder im Gästeblock fragte, warum denn ausgerechnet dieser Schütze ausgewählt wurde.
So bleibt ein Fußballnachmittag in Erinnerung, der nicht mal Leberkässemmel bot, weil ob der geringen Zahl an Auswärtsfans nur eine Hälfte der Verköstigungsanlagen geöffnet war. Zweite Erkenntnis war, dass es einen Haufen Leute im Block gibt, die den Großteil des Spiels kein Interesse an der Unterstützung der Mannschaft durch Fangesänge haben, sich aber lautstark daran beteiligen Wünsche zu äußern, die zum Inhalt haben, dass Fans eines anderen Vereins verrecken mögen oder getötet werden. Das ist wenig originell, nicht amüsant und auch peinlich für eine Fanszene, die doch eigentlich in der Lage ist kreativ und weniger dumpf zu sein. Generell war der Support in Nürnberg mal wieder wenig spielbezogen. Natürlich lieferte die Mannschaft auch nur selten Grund sich vom Einsatz oder von den Chancen mitgerissen zu fühlen, aber selbst in Phasen, in denen die Roten in den weißen Trikots mal Druck machten oder ein Torschuss gelang, war man im Gästeblock nur damit beschäftigt eine Art Fangesangsprogramm abzuleiern in dem ein Spiel, dass erst zwei Wochen später angepfiffen wird, eine aus meiner Sicht viel zu große Rolle spielte. Der Tiefpunkt war erreicht, als der 96-Capo meinte 96-Fans, die keinen Bock auf lahmen Dauersingsang hatten, als Hurensöhne beschimpfen zu müssen.
Das war wenig zweitligatauglich und passte so wunderbar zum Auftritt der Mannschaft aus der schönsten Stadt der Welt. Der ersehnte Schlusspfiff ertönte und der Rückweg war – vorbei an den alten Nazibauten und aus der Stadt hinaus – unproblematisch, so dass als Fazit bleibt, dass eine Reise nach Franken immer schön ist, wenn sie von Bier und Schäufele bestimmt ist. Fußballerisch sollte es beim nächsten Mal dann aber bitte wieder deutlich besser laufen.
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