DFB-Pokal 1. Runde: FC Nöttingen – Hannover 96 1:6 (0:2) am 19.08.2012 um 14:30 Uhr

Vorbereitung Individual-Bahn-Reisender (IBR) Daniel Juni 2012 bis Ende Juni: Bereits im Frühsommer 2012 war für mich der Kauf des Deutschland-Passes der Deutschen Bahn beschlossene Sache. Dieses großartige Stück Papier ermöglichte mir nicht nur die Anreise zu den Abflughäfen der preiswertesten Fluglinien zu den Euro League-Auswärtsspielen der Roten Riesen, sondern ebenso die komfortable und gefühlt kostenneutrale Anreise zum ersten Auftritt im DFB-Pokalwettbewerb der Saison 2012 / 2013.

Der Gegner stand nach der Auslosung am 23.06.2012 im deutschen EM-Quartier in Danzig fest, doch wie im zurückliegenden Spieljahr war die spannenste Frage diejenige nach dem Spielort. Nöttingen, nicht zu verwechseln mit Nürtingen (Geburtsort von Harald Schmidt), sollte unser Gegner sein. Sportlich ist der FC Nöttingen amtierender Vizemeister der Oberliga Baden-Württemberg und spielt normalerweise im 3.800 Zuschauer fassenden Panoramastadion. Was für ein Name! Urlaub und Fußball in einem, ich liebe nicht den Panoramablick. Zur geografischen Lage ist zu sagen, dass Nöttingen ein Ortsteil der Gemeinde Remchingen ist, die zum Enzkreis gehört. Anreiseentfernung von Köln sind 310 km, Anreisezeit mit der Bahn knapp drei Stunden.

Relativ schnell stellte sich heraus, dass der DFB ein Fußballspiel unserer Roten Riesen im Panoramastadion nicht erlaubt würde und unser Gastgeber entschied sich für den Ausweichstandort Holzhof-Stadion in Pforzheim, wo die Fusionsmannschaft vom 1. CfR Pforzheim mittlerweile ihre Punktspiele der Verbandsliga Baden austragen. Das alterhwürdige Rund bietet Platz für 10.000 Besucher – sollte also für ein 96-Gastspiel ausreichen. Die Bahnanreisezeit von Ehrenfeld sollte schlanke 2:48 Stunden in Anspruch nehmen, die Autodistanz liegt bei knapp 330 km. Und nicht zu vergessen unser Gastgeber musste 15 km bis zum Spielort zurücklegen. Der DFB widerum stellte fest, dass erstmals Renovierungsarbeiten am Stadion ausgeführt werden müssten, die sich auf 70.000 Euro belaufen sollten, so eine Mitteilung der Stadt Pforzheim. Verständlicherweise fand das bei den Pforzheimern wenig Anklang und ein neuer Spielort musste gefunden werden. Die Wahl fiel nicht auf das näherliegende Stuttgart, sondern das Stadion an der Kreuzeiche in Reutlingen sollte als Spielort dienen. Ein wahres Schmuckstück, welches ich schon immer bereisen wollte und den ehemaligen Zweitligisten SSV Reutlingen aufgrund finanzieller Ungereimtheiten einst in die Oberliga hatte abstürzen lassen. In Zahlen: 92 km von Nöttingen, 400 km von Köln entfernt und mit der Bahn in 3:11 Uhr zu erreichen.

Vortag: Das schöne Wetter, die schöne Freundin, die Feier am Vorabend, der FC Hennef – gab es anfangs noch loses Interesse an einer Mitreise im Zug, legte sich dieses Interesse kurz vor dem Spieltag. Gerne denke ich in diesem Zusammenhang an zurückliegende Spiele in der ersten DFB-Pokalrunde, gab es doch wahre Highlights wie die Bustour nach Elversberg oder die große Zuggruppenfahrt nach Trier – begleitet von spärlichem sportlichem Erfolg… Egal, ich war heiß wie Frittenfett und die Nacht war kurz, es kribbelte und ich spürte die Lust endlich wieder national mit 96 auswärts zu fahren, egal wohin die Reise geht!

Auto-Gruppenreise (AGR), 19.8. 9:00 Uhr: Willu, Schmalbe, Step, Tim, Gereon trafen sich um 9 Uhr morgens, um an einem sonnigen Vormittag Richtung Reutlingen zu reisen, dem Ort, den der FC Nöttingen als Heimspielstätte ausgesucht hat. Tim hatte einen gekühlten und in einer Kühltasche verstauten Kasten Bier dabei, Schmalbe brachte Käsebrezeln, Croissants + Schokobrötchen aus eigener Herstellung (!) mit. Die Fahrt im klimatisierten Auto verlief zügig, wenn auch platzbeengt in den hinteren Reihen, ebenso zügig leerte sich die Kühltasche.
IBR, 19.08.2012 – 7:30 Uhr bis 11:24 Uhr: Die Nacht für mich war kurz, Aufregung machte sich breit, denn 96-Auswärtsspiele sind immer etwas Besonderes und der Pokal hat eben seine eigenen Gesetze. Aufgewacht um 7:30 Uhr, schaffte ich es dann tatsächlich gerade so den Regional-Express um 9:37 Uhr zum Kölner Hauptbahnhof zu erreichen. Eine Frechheit, dass Züge auch pünktlich verkehren! Ohne diese Aufregung würde natürlich auch etwas fehlen. Für die Nerven könnte ich aber tatsächlich auf diese Erfahrung verzichten… Pünktlich um 9:55 Uhr startete der ICE, ein Sitzplatz im klimatisierten Wagen war schnell gefunden und bei großzügiger Beinfreiheit wurden bis zum nächsten Umsteigeort Mannheim die WamS und BamS durchgearbeitet. Letztendlich war festzustellen, dass viel zu wenig über den sympathischten Verein der Republik berichtet wurde. Dafür eine halbe Seite über das Duell Hennef gegen eine Mannschaft aus München.
Die Bahn fuhr und fuhr und der Bahnhof Mannheim konnte pünktlich erreicht werden.

AGR, 11:45 Uhr: An der letzten Autobahnparkplatz vor Reutlingen wurde eine Basketballmannschaft beim Gruppenpinkeln überrascht. Wir gesellten uns gerne dazu, die „Basketballmannschaft“ stellte sich letztendlich als die Mannschaft des FC Nöttingen heraus. Diese beäugte ebenfalls neugierig die vier aus dem Auto stürzenden Herren in 96-Trikots. Man ging auf einander zu und erzählte sich eins, der Präsident wurde sogleich verpflichtet, ein Mannschaftsfoto mit 96 KÖLSCH zu machen, bevor jeder wieder seines Wegs ging, nicht ohne sich gegenseitig ein schönes Spiel zu wünschen.

IBR, 12:08 Uhr: Die Bahn wäre nicht die Bahn, wenn nicht auch dieser Zug verspätet in Stuttgart eingetroffen wäre. Die gefühlte Temperatur in dem Zug war weiterhin höchst angenehm, das Bistro verfügte über ausreichend Kaltgetränke, aber Stuttgart wurde nicht wie geplant um 12:08 Uhr erreicht, natürlich auch nicht bis 12:16 Uhr, so dass der Anschlusszug ohne mich und die anderen 96:2 Hannoveraner erreicht werden konnte. Der Alternativzug fuhr um 12:22 Uhr und benötigte für die Strecke statt 32 Minuten derer 49 Minuten. Prost erstmal also! Statt um 12:48 Uhr wurde Reutlingen um 13:11 Uhr erreicht und vor Ort schnell ein Mitstreiter für den spontanen Marsch zum Stadion gefunden. Das mobile Telefon sollte den Weg weisen, 25 Minuten als Marschzeit waren anvisiert. Startzeit: 13:15 Uhr.

AGR, 12:30 Uhr: Kurze Zeit später wurde das Stadion an der Kreuzeiche erreicht, zusammen mit viel Leergut, denn der Kasten war leer. Auch das noch herbeigezauberte Dosenbier konnte nur kurzzeitig Abkühlung schaffen. Steps Suche nach der Kreuzeiche blieb leider erfolglos. Der Rest machte es sich kurzzeitig auf der dem Stadion angrenzenden Wiese bequem. Direkt vor dem Stadion trafen wir Daniel und die Fahne, die sogleich aufgehängt wurde. Gefühlt herrschten im Block 45°C Außentemperatur, jedoch spendete Gott-sei-Dank ein Baum (leider immer noch keine Kreuzeiche!) großzügig Schatten.

IBR, 13:40 Uhr: Das Stadion war zum Greifen nah, die fehlende Klimaanlage machte sich aber immer mehr bemerkbar. Die angekündigten 40°C schienen tatsächlich eingetreten zu sein. Die hohen Temperaturen führten dazu, dass wir uns vom in unmittelbarer Stadionnähe befindlichen Reutlinger Freibad irritieren ließen. Statt den direkten Weg rechts neben dem Schwimmbad zu entscheiden, wählten wir den Weg links herum. Es wurde immer heißer. Aber wir sahen einen Flutlichtmasten und eine Tribüne. Wir waren guter Dinge, unser Ziel gleich erreicht zu haben. Aber warum waren keine Menschen in den schönsten Vereins- und Trikotfarben der Welt zu sehen? Die Tribüne war erreicht, aber… es war eine Schwimmtribüne. Mit Flutlicht! Was war zu tun? Zurückgehen? Nein, irgendwie mussten wir doch auch durch Umschreiten des Bades das Stadion Kreuzeiche erreichen können! Nach fünf Minuten Marsch und immer mehr Grün statt Beton, stellten wir uns die Frage, wo wir wohl gestrandet waren. Zwei Ortsansässige kamen des Weges und teilten uns auf Nachfrage mit, dass sowohl der Weg zurück, als auch der Weg quer durch die vor uns liegende Grünanlage gleich lang seien. Zurück ist doof, also weiter voran! Die gefühlte Temperatur stieg auf 45°C…

14:10 Uhr: Zu sehen waren nur zwei einsame Radfahrer, zu hören allerdings mittlerweile die Kulisse eines Fußballspiels. Ganz verkehrt konnten wir also nicht liegen. Vor uns tauchte ein wunderbarer kleiner Tümpel auf – ein Hobbyfotograf sah dies genauso und fotografiert die heimische Flora und Fauna. Schön anzusehen, aber wir wurden ein klitzekleines Bisschen nervös. Doch zehn Minuten später war es soweit, aus dem Nichts heraus tauchte eine wunderschöne, extremst moderne Multifunktionstribüne auf, vor welcher der schönste Mannschaftsbus des Landes parkte. Wir waren am Ziel!

14:28 Uhr: Der Block war erreicht, schnell ein Wasser gekauft – Bier gab es nicht – und der Weg in den Block gefunden. Schnell wurden sujo, Tim, Gereon und Willu sowie einige Dublin-Reisende und Enklavisten begrüßt – step mit Handtuch auf dem Kopf “im Zaun stehend” bewundert und Schmalbe nicht gesehen. Es wurde immer heißer. Die Frage des Moments war, ob Schweiß bei 45°C in der Sonne trocknen kann oder doch eine zusätzliche Ausschüttung erfolgen würde. Das große Plus des obigen Bereichs des Gästeblocks war ein Baum.”Nicht weil es dort Sonne gibt, reizt mich der Süden, sondern weil es dort angenehm ist, im Schatten zu sitzen” hieß es schon bei Martin Kessel. Viel Wahres dran an diesen Worten!

AGR, 14:30 Uhr: Gleich zu Beginn des Spiels befand sich step auf dem Zaun, direkt hinter einem Penis-Mann aus Gummi. Hinterher berichtete er, dass er nicht wusste, wie er das den ganzen Kindern um sich herum erklären sollte. Schmalbe lief direkt mit freiem Oberkörper durch die Gegend, Gereon labert einen Ordner aus Augsburg zu, so dass sogar sujo beeindruckt schweigt und sich Willu gegenüber eifersüchtig äußert, dass Gereon jemand zum zulabern gefunden hat (Willus Meinung nach war er einfach diesmal zu langsam).

IRG, 14:30 Uhr: Im unteren Bereich schloss der Mob schnell Freundschaft mit einem heimischen Ordner, der großzügig und unerbittlich mit einem Feuerwehrschlauch Wasser in den engen Block spritzte. Zwischendurch übernahmen auch die Hannoveraner seinen Job, so dass die Stimmung den Temperaturen entsprechend gut war. Besser wurde es noch, als da Silva Pinto f. k. a. Pinto zwei Mal einnetzte. Halbzeit. Die Frisur war egal, das Wasser ausverkauft, die Becher gingen aus, aber im Toilettencontainer gab es noch kühles Wasser. Gut, dass in Deutschland das Wasser aus dem Hahn über Trinkwasserqualität verfügt. Es wurde reichlich konsumiert. Erstaunlich auch, dass es immer mehr 96-Anhänger gibt, die ihre Wurzeln nicht Hannover haben. Erfolg macht scheinbar sexy.

AGR, 14:15 Uhr: Am Bierstand war bald das Wasser ausverkauft (!), was zur Kreativität anregte, so dass auf den Toiletten Frischwasser besorgt wurde, um sich damit nass zu spritzen. Vom Innenraum berieselten Ordner den 96er-Block, dies verschaffte echt Abkühlung! Interessanterweise wurde der Heimblock, der sich in knaller Sonne befand, nicht berieselt …

IRG, 15:15 Uhr: In Halbzeit zwei lagen Freud und Leid dich beieinander – vorne klingelte es in schöner Regelmäßigkeit, aber hinten schwamm unsere Viererkette gegen den Fünftligisten auf bedenkliche Art und Weise. Die Hitze tat ihr Übriges, Vorfreude auf die hoffentlich funktionierte Klimaanlage in der Bahn machte sich bemerkbar.

ARG, 16:20 Uhr: Ach ja: 96 hat 6:1 gewonnen (Willu: „Ich habe ein Tor gesehen. So richtig mit Anlauf und so. Bei einem habe ich den Ball im Netz gesehen, weil sujo den Kopf weggezogen hat, bei einem war ich auf dem Klo, bei allen anderen waren immer irgendwelche Köpfe dazwischen“).

IBR: Für den Weg vom Stadion wählte ich nun den Bus, der sich nach zehn Minuten Standzeit endlich in Bewegung setzte. Kosten hierfür: 2,20 Euro. In dem Bus traf ich mit Alexander M. einen alten Nenndorfer (Schönen Gruß an Klaas!), mit welchem ich es gerade so noch schaffte seine Fahrkarte und Kaltgetränke zu erwerben. Erstaunlich auch hier, dass nach zwei Haltestellen ein schwäbisch sprechender 96er mit Diouf-Trikot die Bahn verließ.
So gondelten wir gemütlich zu “kein Stuttgart 21” wo ich Alex verabschiedete, mir ein Bismarck-Brötchen für 2 Euro gönnte und mich in den ICE nach Köln schwang. Die Temperatur war hervorragend, gefühlt fast schon etwas kühl, aber ich war rundum glücklich. Sechs Tore für den HSV, die zweite Runde erreicht und parallel konnte ich mich darüber freuen, dass schon sechs Erstligisten gegen niederklassige Gegner die Segel streichen mussten. Es zeigte sich also, dass auch dieses Spiel wieder wichtig war, 96 als einer von zwölf Bundesligisten in die zweite Runde eingezogen war und es immer noch keine unwichtigen 96-Spiele gibt!

ARG, 21:00 Uhr: Auf der Rückfahrt stockte die Getränkeversorgung: Die innerörtlichen Tankstellen waren zu voll, auf der Autobahn kam erst einmal keine Raststätte. Ein Piepen im Auto störte die Ruhe: Ein fallender Reifendruck wurde angezeigt. Bei nächster Gelegenheit wurde ein Autohof etwas ab der Autobahn angesteuert: Ein Nagel befand sich im Reifen, der auch schon ziemlich schlapp um die Ecke guckte (steps Theorie nach hat sich der Temperaturfühler der Außentemperaturanzeige dort hineingebohrt, weswegen das Thermometer immer noch über 40°C anzeigte!). Durch den Plattfuß etwas ausgebremst, erreichten wir gegen 21 Uhr Köln – immer noch bei molligen 33°C.

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