EL 2. Quali-Runde: Slask Wroclaw – Hannover 96 3:5 (1:3) am 23.08.2012 um 20:45 Uhr

Das größte Endspiel für unseren geliebten Sportverein von 1896 fand am 23. Mai 1954 im Hamburger Volksparkstadion statt, das Ende ist jedem Roten bekannt. Darüber hinaus gab es natürlich auch andere wichtige Entscheidungsspiele, u. a. das unvergessliche Pokalendspiel 1992 oder auch die Relegationsspiele gegen Energie C. 1997 und TeBe B. 1998. Letzteres mit dem besseren Ende für 96 und es wurde geträumt: irgendwann mal wieder 1. Liga spielen, Träumen war ja noch erlaubt!

Der Traum wurde Wirklichkeit und wir schlugen uns mal mehr, mal weniger gut im Erstligaalltag – bis die Saison 2009 / 2010 mit all ihren Höhen und Tiefen kam, inklusive Endspiel am 08.05.2010 in Bochum: “Nein, es war kein normales Auswärtsspiel. Es war auch kein normaler Spieltag. Es war überhaupt keine normale Woche vor einem Spiel von Hannover 96! Eben keine Woche, in der man entspannt überlegt, ob man am Samstag Kölsch oder Herri trinkt, ob man hinterher noch Einladungen auf Geburtstagsfeiern annimmt oder ob man erwägt unter Umständen kurzfristig abzusagen, weil es mit der Liebsten (dem Liebsten) gerade sooo schön ist.” Endspielstimmung eben!

Kurzum, uns allen ging der Arsch auf Grundeis und es drohten Spiele gegen Aue, Paderborn und Ingolstadt 04. Nun gut, ich kann die Katze aus dem Sack lassen (or: cat in the sack), wir hielten die Klasse und ganz Hannover lechzte nach der Euro League! Die Reise ging nach Sevilla, Euphorie aller Orten und jeder war bei diesem Spiel dabei. Endspielstimmung halt!

Ein Jahr später, ein aufregendes Spieljahr 2011 / 2012 liegt hinter uns und die Jungs aus der niedersächsischen Landeshauptstadt befinden sich in derselben misslichen Lage wie ein Jahr zuvor. Schon wieder ein gefühltes Endspiel! Als Tabellensiebter sind wir irgendwie erneut in diese Euro League-Qualifikationsrunde gerutscht, was für ein Riesenerfolg!!! Die Euphorie hält sich allerdings in Grenzen, nach einem Jahr heißt es schon fast “business as usual” und die Polizei leistet ihren Beitrag durch wilde Panikmache im Vorfeld. Wroclaw / Breslau ist gefährlich, die schlimmsten Hooligans der ganzen weiten Welt sind dort zu Hause und jeder, der auch nur 96-Unterhose oder Socken trägt, drohte übelst verhauen zu werden. Wer will dann dort hin? Es galt also nicht nur 600 km zu überbrücken, sondern auch die eigene Angst zu “besiegen”. Vorwärts ihr Roten!

Vier Unentwegte ließen sich nicht verunsichern und planten ihren Trip gen Osten. Schnell war klar, dass ein Flieger teuer werden sollte, aber wir entdeckten eine interessante Bahnverbindung: 830 km in knapp zehneinhalb Stunden, gemütlich im Zug wie auf der Klassenfahrt 1989 nach Krautsand! Die Begeisterung für dieses Angebot schlug schnell in Tatendrang um, so dass wir den Trip buchten. Im fanmag äusserten sich andere 96er, die sich ebenfalls für diese Route entschieden hatten. Die Vorfreude stieg mit jeder Stunde, die unsere Abfahrt näher rückte, die Rahmendaten: 23. August, 4:29 Uhr, Gleis 4.

Andreas, Gereon, Herr und Frau Daniel Reese mussten jedoch noch knapp 20 Minuten warten, bis sich der Zug an seinem Startbahnhof in Bewegung setzte. Noch blieben wir ruhig, in Berlin am Hauptbahnhof hatten wir schließlich 31 Minuten Zeit umzusteigen! Nachdem im Hause Reese noch geklärt wurde, wer die Fahrkarte für das Personal bereitzuhalten hat, holte man den bislang noch nicht erhaltenen Schlaf nach.
Um 07:51 Uhr erreichte der noch träge IC-Party-Express Hannover, die 20 Minuten Verspätung konnten nicht aufgeholt werden. Aber der Zug fühlte sich und es konnten etliche bekannte Gesichter begrüßt werden. Juhu, das ganze Dorf ist da!

Kurz vor Berlin, dem geplanten Umstiegsbahnhof wurde der Zug langsamer … und langsamer … und langsamer … Die angesagt Verspätung wurde immer länger, die Gesichter der Mitreisenden ebenfalls, schließlich waren 31 Minuten Umstiegszeit bei großer Verspätung knapp bemessen. Der nächste Zug gen Breslau wäre gegen 21 Uhr dort eingetroffen. Bange Minuten, Applaus brandete auf, als der Zug wieder so schnell fuhr, dass man nicht mehr jede Eisenbahnschwelle einzeln erkennen konnte!

Letztendlich wurde der Anschlusszug erreicht, da er noch hinter uns aufgehalten wurde. Am Bahnsteig in Berlin wurde ersichtlich, dass ein Großteil der Mitreisenden tatsächlich zur Unterstützung der Roten nach Breslau unterwegs war. Breslau Wroclaw Hannover 96 EL-Play-off EssenDer Eurocity (bestehend aus 4 Waggons) hielt noch in den Traumreisestädten Lübbenau (Spree), Cott*** und Forst (Lausitz), bevor mit gut zweistündiger Verspätung der Grenzübergang Polen erreicht wurde. Der geplant 40minütige Aufenthalt in Wegliniec wurde leicht verkürzt, aber dennoch wurde ein zweiter Zugteil angekoppelt. „Zweiter Zugteil“ ist übertrieben, es handelte sich lediglich um einen Speisewagen. Der war aber auch bitter nötig, denn es war heiß, und viele Kehlen hatten großen Durst. Im Speisewagen wurden auch warme Speisen gekocht – auf einem Gasherd! Die große Anzahl der geleerten Biere dazu, dass in kurzer Zeit alle Toiletten des Zugs unbrauchbar wurden – kein schöner Anblick. Schön waren die Anblicke der Unterwegsbahnhöfe (das heißt im Sprachgebrauch der Deutschen Bahn tatsächlich so!).

In Breslau mit zweistündiger Verspätung angekommen, wurde zunächst das Hotel in Beschlag genommen, danach die Innenstadt erkundet. Breslau nennt sich die Stadt der Zwerge, und wir fragten uns, wieso Cori nicht mitgefahren war. Auf dem Marktplatz lecker lokale Spezialitäten gegessen, dabei einen 96er aus dem Dorf an der Düssel kennen gelernt und ihn nebenbei auf 96Kölsch aufmerksam gemacht.

 

Zum Stadion ging es per Buseskorte, das hatte was von Lüttich, wenn auch Kontakt zum Volk möglich war, freundliche Gesten wurden erwidert. Das Stadion war nach der EM noch neu, aber zusammen mit dem Umfeld ziemlich grau gehalten. Andreas macht ein Foto einer Orderin, die gerade mit Gereons Kamera den 96-Bus fotografiert, obwohl sie doch eigentlich den Slask-Bus fotografieren sollte. Im Stadion waren die Fahnenplätze schon belegt, außerhalb des Blocks wollte man die Fahne nicht positionieren, daher wurde lediglich ein suboptimaler Platz ergattert. Gesangstechnisch wurde der polnische Meister 2012 von den 96-Anhängern gleich freundlich begrüßt: „Ihr werdet nie Deutscher Meister, nie Deutscher Meister …“

Oberkörperfrei wurde eine Pyro angestimmt, die Slask-Fankurve machte ordentlich Rabatz und eine lustige Pogo-Show.

Slask machte gleich Dampf, 96 aber in der 7.Minute durch Andreasen das 0:1! Das Spiel war durch starke angreifer und/oder schwache Verteidiger geprägt, es ging schnell rauf und runter. Dem 0:2 folgte das dusselige 1:2 nach einer Ecke, das 1:3 fiel noch vor der Pause. Nach der Halbzeit ging die Post noch einmal richtig ab: Slask machte Druck ohne Ende. Ein Tor wurde wg. Abseits (?) nicht gegeben, aber es folgten 2 weitere zum 3:3 in der 61. Minute. Da brannte die Hütte, 96 war auf einmal richtig hinten reingedrängt. Der Mannschaft von Slask schien die Kraft zu fehlen, dem Fanblock auf jeden Fall nicht: Hier wurde munter angefeuert. Erst nach dem 3:4 durch Andreasen war endgültig Ruhe im polnischen Block, der Auswärtssieg war perfekt!

Vor dem stadion explodierte nach dem Spiel die Hydraulik eines Buses, was zu kleinen Komplikationen führte, ansonsten war die Rückfahrt in die Stadt sehr ruhig. Am Marktplatz wurde eine Kneipe in Beschlag genommen, man machte es sich an einem lauen Abend gemütlich. In dieser Bar wurde zu jedem Bier eine Schmalzstulle gereicht, eine sehr schöne Einrichtung. Am frühen Morgen war Schluss, man machte sich auf den Rückweg ins Hotel. Um 7.09 Uhr wartete der Zug für die Rückreise.

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96 KÖLSCH