VfL Wolfsburg – Hannover 96 3:2 (2:1) am 05.04.2008

Ein Bundesligaspiel zweier Fußballmannschaften aus Niedersachsen – früher dachte man da an ein Derby zwischen Peine Ost und den Roten Riesen aus der Landeshauptstadt, aber die Zeiten sind vorbei. Schon als Kind lernt jeder, dass er bei der Auswahl seiner Freunde die Augen offen halten soll. Tja, wer sich dann mit Waldhof Mannheim anfreundet, der befindet sich ganz schnell auf Augenhöhe mit dem guten Freund. Bye-bye Benno.
Der Gegner an diesem Wochenende ist ebenso Nachfahre des Herzogs der Sachsen, Widukind, aber von einem Derby kann in diesem Zusammenhang bei einem Gegner ohne jegliche Tradition nicht gesprochen werden. So machten sich die 96 KÖLSCHEN Hannes, Step und Alex mit dem Schiff der HSV-Jungs über den Mittellandkanal auf den Weg zum Ort um das VW-Werk und Herkel, Daniel und 96 KÖLSCH-Sympathisant Sebi mit der Deutschen Bahn auf die Reise.
Die Bahnreisegruppe traf sich peu à peu im Zapfhahn im hannoverschen Bahnhof und setzte sich gegen 13 Uhr mit der Bahn in Bewegung Richtung Wolfsburg. Die Vorbereitung auf die Reise war recht hart und so trugen einige Reisende die Belastung der vorherigen Nacht noch in den Knochen. Auch das gelbe Gold aus den Herrenhäuser Braukesseln schaffte es nur langsam, das Blut wieder in Wallungen zu bringen.
Direkt vor dem Bahnhof gab es den obligatorischen Polizeikessel, der der auf sechs Personen angewachsenden Reisegruppe den Bummel durch die VW-Stadt verweigern wollte. Nach dem üblichen Hin und Her durften wir tatsächlich die Filiale der vor Ort ansässigen Dresdener Bank und den Imbiss mit Weltküche (türkisch, italienisch, deutsch, griechisch, mexikanisch, bulgarisch, mongolisch – das übliche Spiel) betreten, um uns mit Wegzehrung für den knapp 30-minütigen Gewaltmarsch zur Spielstätte des Bundesligaspiels eindecken zu können. Aber weit gefehlt, wer dachte, wir könnten nun aufbrechen, denn da hatten wir doch die Rechnung ohne Spaßvogel S. gemacht. Schnell einen beliebigen Wolfsburger Straßennamen in Erfahrung gebracht, platzierte er sich zwischen den ortsansässigen Wachtmeistern und zelebrierte über Mobiltelefon ein geplantes Get-together in der Porschestraße. Was liegt da näher, als den diensthabenden Freund und Helfer mal schnell nach dem Weg zu fragen. Der antwortete spontan, merkte dann aber, dass hier jemand ein Spiel mit ihm spielen könnte, um anschließend mit seinen anderen Spielkameraden ein Spiel mit Fäusten austragen zu können. Kollege S. wurde also gefragt, woher er kommt und nachdem er diese Frage mit Hannover souverän beantwortete, folgte die Nachfrage, was er denn vor dem Bahnhof treibe und in der Porschestraße wolle. Da hatte er die Rechnung ohne den Wirt, pardon, S. gemacht, denn er antwortete natürlich wie aus der Pistole geschossen, dass er vor Ort studiert. Das weitere, unverschämte Bohren des Beamten nach dem Studiengang sorgte dann allerdings für unüberbrückbare Probleme, da keine passende Antwort parat war und so ging es direkt zum Polizeibully zur Personalienüberprüfung…mittlerweile geriet die Reisegruppe in Wallungen und Herr Kell nahm sich der Sache zusätzlich an. Nach und nach gelang es, den Wachtmeister davon zu überzeugen, dass S. doch nur Fan und kein Hooligan ist und so konnten wir unsere Reise fortsetzen. Immerhin belehrte den Kollege in Uniform S. noch, dass eine Übernachtung in Wolsburg für ihn durchaus teuer werden könne. Haste Spaß in die Backen, wird es eben nie langweilig!
Endlich konnten wir uns anschließend auf den Weg zum Stadion machen, aber es war ja klar: Wenn der Himmel einmal richtig weint, dann über Wolfsburg. Und der Weg zum Stadion ist elendig lang. Nach gefühlten 90 und tatsächlichen 30 Minuten Fußmarsch erreichten wir vollkommen durchnässt das Stadiongelände. In der Hafenkneipe trafen wir auf die Boots-Reisenden, die uns bei zwei gemeinsamen Pils willkommen hießen. Anschließend ging es in das Stadion, wo sich die Roten gegen das millionenschwere Spielzeug der VW-Oberen gut zur Wehr setzten und dem favorisiertem Gastgeber Paroli boten. Doch es kam, wie so oft: Ein Aufsetzer von der Strafraumgrenze war für die Nummer 1 im Tor nicht erreichbar und 96 lag zurück. Doch die Mannschaft setzte sich zur Wehr und unser Käsebomber Arnold Bruggink netzte zum Ausgleich ein, der allerdings nur sehr kurz Bestand hatte. Der VfL konterte direkt und ging mit einer 2:1-Führung in die Pause.
Eine Pause ist eigentlich etwas Besinnliches, dient zum Ausruhen und Kräfte sammeln. Normalerweise, aber nicht in Wolfsburg. Hier entschlossen sich die ‘Ordner’ zwei hannoversche Fahnen aus ‘Sicherheitsgründen’ einzukassieren. Da sie sich ausgerechnet das Banner der Ultras ausgesucht hatten, verließen diese geschlossen den Block und sämtliche in Wolfsburg und angeschlossenem Umland verfügbaren Polizisten wurden in Kampfmontur vor dem hannoverschen Block zusammengezogen so wirkte es auf jeden Fall. Ein interessanter Deeskalationsansatz der Einsatzleitung vor Ort. Zum Spaßen waren die Herrschaften übrigens nicht aufgelegt, Ringelpietz mit Anfassen sieht anders aus…
Das Spiel ging trotz alledem weiter und hier übernahm die Zweck-Gemeinschaft der Wolfsburger Fußballmillionäre immer mehr das Kommando und ging mit 3:1 in Führung. 96 bäumte sich noch einmal auf und konnte durch Jiri auf 2:3 verkürzen, wobei es allerdings blieb.
Nach einem erneuten Marsch zum Bahnhof und Besuch beim Nahversorger mit Weltniveau (drei Sechser-Träger Becks für 27 Euro…) bestiegen wir die Bahn um uns auf die Heimreise zu begeben, die stilvoll im Zapfhahn für die Reisegruppe ausklang.

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96 KÖLSCH