Wir steigen ab und keiner kriegt es mit.
Es war ein schöner Aprilsonntag, die Sonne schien prächtig und der Hannoversche Sportverein von 1896 war zu einem seiner Wochenendausflüge aufgebrochen. Das sieht so aus: Anreise mit dem Flugzeug oder dem firmeneigenen Luxusbus, währenddessen werden Schnittchen und kühle Getränke gereicht. Anschließend sitzt man locker zusammen, unterhält sich ein bisschen über dies und das und anschließend geht es immer wieder für 150 Minütchen auf die sattesten Grüns der Republik. Mal geht es nach München, mal nach Köln, mal nach Stuttgart, mal nach Berlin und immer begleiten hunderte Menschen diese Reisegruppen: Diese allerdings reisen auf eigene Kosten, opfern ihr Wochenende und alles nur, um ihrer privaten Leidenschaft nachzugehen.
Leidenschaft ist nun ein Thema, wo man differenzieren muss. Da gibt es die sogenannten Fans, die hier Letztgenannten, die viel Herzblut und Freizeit einbringen, um ihre ‘Lieblinge’ bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Für sie ist es oft mehr als ein emotionsloser Ausflug, es geht um viel, viel mehr. Es geht um ihren Verein, um Liebe und ein Stück weit um einen wichtigen Lebensinhalt.
Doch es gibt auch die zuerst beschriebne Spezies, die hochbezahlten Angestellten der Hannover 96 GmbH und Co. KGaA. Auch an dem zurückliegenenden Wochenende sollten sie einen Ausflug unternehmen, diesmal ging die Reise über die A 352, die A 7, die A 27 und die A 1 nach Bremen…
Die Reisen in die 125 Kilometer entfernte Stadt kurz vor Hamburg waren in der Vergangenheit schon mit leichter Tendenz zum Verrat an den eigenen Fans behaftet, daher sei an dieser Stelle nur kurz an das 1:6 am 10.05.2008, das 0:3 am 28.01.2007 und das 0:5 am 25.03.2006 hingewiesen. Waren es in der Vergangenheit jedoch nur kleine Ausrutscher in einer Spielrunde, so haben es sich die Roten Riesen in diesem Jahr zur Gewohnheit gemacht, sich auswärts Abschlachten zu lassen. Diese Niederlagen fallen selten knapp und erst nach großem Kampf aus, nein, mittlerweile läßt man sich selbst bei den eigentlichen (anderen) Abstiegskandidaten die Kiste vollknallen: hier sei nur stellvertretend auf das 1:3 in Cottbus und das 0:4 in Frankfurt hingewiesen.
Man ist daran gewöhnt, dass für die gegnerischen Torhüter von den Angriffsbemühungen der Hannoveraner auf fremdem Terrain keine Gefahr ausgeht. Der geneigte Anhänger ist schon zufrieden, wenn es nach zehn Minuten nicht Zwei-Tore-Rückstand gibt. Dieser Zustand wurde am Sonntag erfolgreich bewältigt, sowohl, dass es keine Torgefahr für des Gegners Tor gab, aber auch kein Gegentor in der Anfangsphase. Aber es kam, wie es kommen musste. Zugegebenermaßen relativ unglücklich geriet man durch einen abgefälschten Distanzschuss des Bremer Stürmers und wohl illegalem Spielervermittler Claudio Pizzaro mit 0:1 in Rückstand und mit diesem Ergebnis wurden die Seiten gewechselt.
Nach dem Seitenwechsel war das aus Arbeitszeugnissen bekannte stete Bemühen zu erkennen, ohne jedoch für wirkliche Torgefahr zu sorgen. Erst die Hereinnahme von Mike Hanke und Jacek Krzynowek brachte die lang ersehnten wirklichen Torchancen und so fiel tatsächlich der zwischenzeitliche Ausgleich: 1:1 durch Jacek Krzynowek.
Doch statt den nicht mehr ganz sicher und souverän wirkenden Gastgebern weiter zuzusetzen, wurde Mika Forsell gegen Lala ausgetauscht und selbiger war auch gleich an den Gegentoren zwei und drei beteiligt. Der vierte Gegentreffer war obligatorisch, aber auch gut, denn bei 96 wäre sonst ein 1:3 als Erfolg und Kennzeichen für die eigene Stärke gesehen worden. Die Reihe sieht nun also wie folgt aus: 0:5 am 25.03.2006, 0:3 am 28.01.2007, 1:6 am 10.05.2008 und 1:4 am 06.04.2009.
Hannover 96 liegt nun zwei Punkte vor einem Relegationsplatz. Auch wenn die Borussia aus Mönchengladbach über drei Zähler weniger verfügt, so haben sie doch das bessere Torverhältnis, nicht wirklich verwunderlich bei den gezeigten Abwehrleistungen. Zum Abstiegsplatz Nummer eins sind es noch sechs Punkte, eine Differenz, die Sicherheit gibt, wenn auch eine trügerische. Die nächsten beiden Partien geht es gegen den frisch gestürzten Spitzenreiter Hertha BSC und die mit dem Spitzenreiter punktgleichen Hamburger. Auswärts…
Das Fazit: Auswärtssiege wären schön. Und Achtung der erste Satz des Artikels ist hoffentlich nur eine düstere Prognose. Aber zur Sicherheit sollte jeder schon mal seine Pfingsplanung überdenken. Das erste Relegationsspiel gegen den Dritten der 2. Liga steigt am Pfingstfreitag um 18.00 Uhr, das Rückspiel am Pfingstmontag, 01.06.2009.
Eine Sonderregelung gibt es für den Fall, dass der 1. FSV Mainz 05 ins Finale um den DFB-Pokal einzieht und in der Relegation spielen sollte. Dann würde das Hinspiel bereits am Mittwoch, den 27. Mai und das Rückspiel am Dienstag, den 2. Juni stattfinden.
Die Relegation wird in einem Modus mit Hin- und Rückspiel ausgetragen. Es gilt die aus dem Europacup bekannte Auswärtstorregel, nach der auswärts erzielte Tore mehr zählen als zu Hause erzielte Treffer. Falls im Rückspiel nach 90 Minuten noch keine Entscheidung gefallen ist, gibt es zwei Mal 15 Minuten Verlängerung. Steht danach immer noch kein Sieger fest, findet ein Elfmeterschießen statt.
In Köln verfolgten das 96-Spiel im TV Benni, Herkel, Alex, Marc, step, Véro, Frank und Daniel.
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