Tag der deutschen Einheit heißt für die einen, in Hannover an den zentralen Feierlichkeiten zum diesjährigen Nationalfeiertag teilzunehmen, für die anderen den Weg auf die Sportanlage vom SC West an der Apenrader Straße in Neuehrenfeld zu finden, wo sich der letztjährige Oberligaabsteiger Worringen und der aktuelle Landesligaabsteiger Lindenthal-Hohenlind zum Endspiel um den Fußball-Kreispokal Köln trafen. Neben fantastischem Wetter passte hier alles: eiskaltes Flaschenbier für einen Euro, Bratwurst und Schinkengriller für zwei Euro, dazu reichlich Frikadellen, frisch frittierte Pommes und ein ordentliches Kuchenbuffet bildeten den Rahmen auf dem angeblich für 5.000 Zuschauer ausgelegtem Sportplatz. Krönung der Anlage ist – ähnlich wie beim FC Kray – das Vereinsheim mit zum Spielfeld ausladendem Balkon, einfach herrlich solche Anlagen, wo theoretisch bei Getränkebewirtung sowie idealerweise herrschendem Sonnenschein, Kaltgetränke serviert werden. Allerdings war der fantastische Balkon an diesem Tag nicht geöffnet. Der SC Borussia Lindenthal-Hohenlind, der u. a. über eine Cheerleading-Abteilung verfügt und hier den amtierenden Deutschen Meister in der Altersklasse Senior Jazz stellt, ist ein Verein, der aufgrund seiner Nähe zur Deutschen Sporthochschule über etliche Studenten in seinen Reihen und einen daher großen Kader verfügt, aber als Folge dessen stets damit zu kämpfen hat, dass die angehenden Akademiker neben dem Fußball doch oft in der Weltgeschichte rumtingeln, so dass häufig mit wechselnden Aufstellungen agiert werden muss. Nach dem Abstieg aus der Landesliga hätte man gerne den direkten Wiederaufstieg angetreten, doch bereits nach dem siebten Spieltag betrug der Rückstand auf den Tabellenführer sechs Punkte. Allerdings wurde über die lokale Presse auch stets kommuniziert, dass man nicht aufsteigen müsse, so dass die Puntkverluste zwar ärgerlich seien, aber keine riesengroße Enttäuschung darstellen würden. Ganz anders die Sportgemeinschaft Köln-Worringen.
In Worringen wurde stets Geld in die Hand genommen, um größtmaximalen sportlichen Erfolg zu generieren. So etwas kann gut gehen, muss aber nicht. Zum aktuellen Kader gehören u. a. Daniel Chitsulo und Andrew Sinkala. Chitsulo, Jahrgang 1983 und 38-facher Nationalspieler für Malawi sowie laut Wikipedia zweifacher Torschützenkönig der Malawi Premier Divison, kickte zwischen 2002 und 2012 für Preußen Münster, Rot-Weiß Ahlen, 1. FC Köln II, Rot-Weiß Essen und den VfL Osnabrück. Sinkala, geboren 1979, 22 Länderspiele für Sambia, tingelte zwischen 1999 und 2014 über die Plätze vom FC Bayern München, 1. FC Köln, SC Paderborn, FC Augsburg und Viktoria Köln, war aber für das Pokalendspiel gesperrt. Worringen, 2013 in die Mittelrheinliga (= Oberliga) auf- und 2014 direkt wieder abgestiegen, peilte ohne jede Frage den direkten Wiederaufstieg an, lag aber nach dem siebten Spieltag mit acht Punkten nur auf Rang 11, neun Punkte hinter Spitzenreiter SSV Merten. Allerdings trügt dieses Bild etwas, da die Trottel aus Worringen vergessen hatten, für den Chitsulo eine Spielgenehmigung zu beantragen, so dass die ersten zwei Siege (3:0 gegen den 1. FC Niederkassel und 6:0 gegen FV Wiehl) am grünen Tisch in 0:2-Niederlagen umgewandelt wurden.Gegen Niederkassel war zusätlich der Spieler Miron Wessels nicht spielberechtigt. Es war also Wunden lecken und Wiedergutmachung bei der SG Worringen angesagt!
Es wirkte allerdings komisch, dass der Sportplatz zwar gut besucht, die Sonne unbändig schien, Grill und Friteuse brutzelten sowie genug Bier in einem Kühlwagen vorhanden zu sein schien, aber trotzdem nicht angepfiffen wurde. Des Rätsels Lösung: Lindenthal hatte seine Trikots vergessen. Künstlerpech, aber nicht zu ändern. So hieß es 35 Minuten warten, bis die Mannschaften endlich in den jeweiligen Trikots den Kunstrasenplatz betraten. Der Rubel im Bierwagen rollte und Kuni und ich machten es uns in der Sonne zwischen den ‘Fanlagern’ gemütlich. Und zu unserer Überraschung präsentierte sich die Abwehr des großen Favoriten sehr, sehr offen, so dass der Underdog schnell durch zwei Treffer in der fünften und zwölften Minute in Fühung ging. Worringen hatte zwar mehr Ballbesitz, doch kam zu nichts Zählbarem vor dem gegnerischen Tor. Der Gegner zeigte ihnen noch einmal, wie es geht und erhöhte in der 36. Spielminute auf 3:0. Unsere Nachbarn in Höhe der Mittellinie zogen im sicheren Gefühl des Sieges den Bierkonsum an, der Pokalsieg schien greifbar.
Die zweite Hälfte plätscherte ohne große Aufreger vor sich hin, abgesehen von spürbaren Spannungen im Kreise der Worringer-Mannschaft. Allerdings wäre es auch schlimm, wenn es sie kalt ließe, dass sie gegen den Bezirksliga-Siebten mit 0:3 zurückliegen. Und es sollte noch schlimmer kommen, Lindenthal erhöhte auf 4:0 (70. Minute). Konnte die Sportgemeinschaft in der 85. Spielminute zwar auf 1:4 verkürzen, konterte die Borussia umgehend und erzielte den 5:1-Endstand. Neben eines Pokals gab es für den Sieger zehn Kisten Bier, der bei dem Sieger auch besser aufgehoben schien, wirkten sie doch wesentlich lockerer und auch eher in der Lage, zehn Kisten Pils zu vernichten.
Als Highlight neben den fußballerischen Darbietungen sei noch der spektakuläre Frust-Kung-Fu-Kick des Worringer Torstehers erwähnt, der aus Frust gegen die Vorderseite der Latte trat- sensationell! Da verletzt sich der geneigte Zuschauer schon beim Zusehen…
Geld kann also Tore schießen, muss aber nicht. Als Folge der Niederlage wurde umgehend der verantwortliche Trainer der unterlegenen Mannschaft gefeuert. Wir gingen beschwingt nach Hause und freuen uns schon auf das Kreispokalendpsiel 2015.
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