FC Kray – Viktoria Köln 1:1 (0:0) am 29.11.2014 um 14:00 Uhr

Jede Woche aufs Neue freut man sich auf das Wochenende, wenn endlich wieder der Ball in deutschen Landen rollt. Dies bietet schließlich stets einen wunderbaren Rahmen, für die Vernichtung des einen oder anderen Pilschen. Früher reisten wir unseren Roten Riesen hinterher, doch erstens kam es anders und zweitens kam Kind. Für uns bedeutete das also, dass Hannover 96 am 13. Bundesligaspieltag im ehemals Toppspiel des Spieltages genannten, Abendspiel auf die TSG Hoffenheim traf, Anpfiff sollte um 18:30 Uhr in Sinsheim sein. Ohne uns jedoch.

Da nun mittlerweile vieles anders ist, schaut man gerne über den roten Tellerrand hinaus, was sich alternativ für Fußballplätze ansteuern lassen. Dipl.-B. favorisierte für dieses Wochenende Oberhausen, Benni (Reg 31) war schon fast auf den Zug aufgesprungen, aber ich konnte die Herren umstimmen und so sollte uns unsere samstägliche Reise in die KrayArena führen. Das klingt zugebenermaßen fürchterlich, ist aber letztlich doch nur ein stinknormaler Bolzplatz mitten in Essen-Kray in unmittelbarer Nachbarschaft zur A 40 gelegen. Der Sportplatz – es ist wirklich keine blöde Arena – liegt mitten in einem Wohngebiet und es gibt mittlerweile ein Gerichtsurteil, wie laut denn nun gejubelt werden darf. Vervollständigt wurde unsere kleine Reisegruppe von Gregor, der einigen durch seinen Spielbericht vom legendären Duell zwischen Bayern München Mukdaharn und Arsenal Nakhon Phanom bekannt sein dürfte.

Der Platz verfügt über eine Imbissbude, deren solides, preiswertes Speisenangebot von einem sensationellen Pilspreis von zwei Euro für ein 0,3-Stauder abgerundet wird. Wo erhält der geneigte Besucher noch ein Schaumkuss-Brötchen (1,50 Euro), Heikes Hamburger (2,50 Euro), Capri-Sonne für 60 Cent, neben Glühwein (2,50 Euro, mit Schuss 3,00 Euro), Pommes (1,80 Euro), Curry-Pommes (4,50 Euro) oder auch Kakao mit Amaretto (3,00 Euro) – gefühlt handgemacht und mit viel Liebe serviert?

Zum Sportlichen:

Viktoria, hochambitionierter und hochgerüsteter Regionalligst aus dem rechtsrheinischen Köln war bis in den Oktober der Aufstiegsfavorit schlechthin der Klasse: Von den ersten zwölf Spielen wurde nur eine Partie bei acht Siegen verloren. Die Spieltage 13 bis 16 brachten jedoch bei einem Unentschieden drei Niederlagen, so dass nun in Kray die Wende geschaffen werden sollte. Viktoria, bis zum 14. Spieltag auf Platz 1, belegte nur noch den vierten Rang, der FC Kray lag zwei Punkte und Plätze über den Abstiegszone auf Platz Nr. 13.

Die Kölner gingen mit einer ordentlichen ‘Söldner’-Truppe inklusive Trainer Pele Wollitz an den Start, als Ex-Profis seien hier die Sportsfreunde Brzenska, Wunderlich, Manno, Staffeldt, Röttger, Costa, Pagano oder Assauer angeführt, die allerdings nicht alle mitwirkten – bezahlt werden sie von dem Club allerdings trotzdem. Der FC Kray hingegen trat mit durchweg unbekannten Spielern an, wobei drei Wochen vor dem Spiel der Bruder von Pierre-Emerik Aubameyang verpflichtet wurde. Allerdings reichte es für Willy Aubameyang (noch) nicht für einen Platz in der ersten Elf (Einwechslung in der 92. Minute). Köln war mit einem Bus voll Halbstarker angereist, der FC Kray war durch knapp 50 Mit-Dreißiger, Vierziger und Fünfziger am Spielfeldrandvertreten, die regelmäßig versuchten die Kölner zu provozieren. Das gelang ganz vorzüglich, einige Kurzgeschorene besprangen aufgebracht den sorgsam aufgestellten Trenn-Zaun zwischen den Blöcken, allerdings beruhigten sie sich auch schnell wieder – wahrscheinlich schwanden die Kräfte und sie konnten sich nicht mehr an dem Zaun halten.

Ein erstes Highligt war das Einlaufen der Spieler. Hierfür wurde quer durch den Zuschauer-Stehbereich, welcher die komplette Längstseite des Platzes ausmacht, mit Absperrbändern ein Korridor geschaffen, durch welchen Spieler, Schiedsrichter und Funktionspersonal auf den Sportplatz schritten. Die erste Halbzeit verlief recht ausgeglichen (0:0), das Wetter war dank Sonnenschein fantastisch, besser kann man es Ende November kaum erwischen. Von unseren Stehplätzen blickten wir neidisch auf die privellegierten Zuschauer auf dem Balkon des Sportheims, die ihr Bier am Tisch serviert bekamen. Wir tasteten uns in der Halbzeit vorsichtig an diesen Bereich heran und erkämpften uns zuerst einen Platz am Tresen. Anschließend gelang uns das Husarenstück, Plätze an einem Stehtisch im Innenraum an der Fensterfront zu ergattern, um letztlich einen Sitzplatz auf dem Balkon einnehmenen zu können! Zuschauer-Herz, was willst du mehr?! Es lief also.

Kurz nach dem Halbzeitpfiff geschah das kaum für möglich Gehaltene, Essen-Kray versenkte den Ball in der 48. Minute im vom ehemaligen Dresdener Profi Pellatz gehüteten Tor. Kray hielt dem Druck der Viktoria stand und die große Sensation schien zum Greifen nahe. Parallel dazu lief das Stauder auf dem Balkon ganz fantastisch. Doch in der 59. Minute glich der Gast zum 1:1 aus und spätestens in der 70. Minute schienen die Würfel zu Gunsten von Viktoria zu fallen, da der Krayer Meißner des Feldes verwiesen wurde. Unsere Balkonnachbarn, die Herren Wernze und Pütz – Gönner und Präses der Viktoria verfolgten das Spiel in unmittelbarer Nachbarschaft aus dem ‘VIP-Bereich’, welcher durch ein rot-weißes Absperrband von unseren Plätzen abgetrennt war. Glücklich sahen sie dabei nicht aus.

Viktoria war zum Spielende hin überlegen, aber die sich tapfer wehrenden Krayer hielten dem Druck stand und eroberten einen Heimpunkt. Wir verzogen uns darauf zurück ins Innere des Vereinsheims, wo wir bei weiter vorbildicher Bierversorgung die Spiele der Bundesliga im TV verfolgten. Analog zum Eishockey- und Ballermann-Hit ‘Hey, wir wollen die Eisbären sehen’ von den Puhdys lief die Krayer-Party-Verson ‘Hey, wir wollen die Krayer sehen’ im Vereinsheim -Kraywall und Remmidemmi vom Feinsten!

Nach einer nicht weiter verifizierten Quellen (1 und 2 ) wurde der Song zur Eröffnung der neuen Kray-Arena im Oktober 2011 von André Fuest, einem ehemaligen Spieler mit Unterstützung einiger Spieler der damaligen 1. Mannschaft eingesungen. Angeblich soll er einmal den vierten Platz bei einem “Michael-Wendler-Song-Contest” belegt haben. Parallel dazu wurde eine große Tafel für die Spieler der Heimmannschaft eingedeckt, auf welcher kurze Zeit später Pommes und Schnitzel ‘für die Erste’ serviert wurde. Nachdem jeder Kicker unsere beiden Nachbarn am Nebentisch mit Handschlag begrüßte, mussten wir diese Herren natürlich auch kennenlernen. Es stellte sich heraus, dass es sich Gönner der Krayer Ersten handelte, die reihum für die Kosten der Schnitzel-Pommes-Sausen im Anschluss an die Heimspiele aufkommen.

Recht schnell verließen im Anschluss die nun gestärkten Spieler den Gastraum und das war auch für uns das Zeichen, sich auf den Heimweg zu begeben. Gregor und ich fuhren nach Köln, Philipp und Benni versackten in Düsseldorf.

Apropos versacken, im abendlichen Bundesligaspiel zwischen den starken Herren Hopp und Kind siegten die Hoffenheimer in einem unabhängigen Berichterstattern zufolge unterhaltsamen Spiel mit 4:3 (2:1). Stimmung im Gästeblock gab es wohl nicht, was sehr schade ist. Früher war wirklich vieles besser, aber Kray war definitiv ein fantastischer Ausflug, den man jedem Fußball-Fan nur empfehlen kann.

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96 KÖLSCH