Am 2. Oktober 2004 sah die Tabelle der Bundesliga nach sechs Spieltagen am Tabellenende wie folgt aus:
17. Hansa Rostock 7:11 Tore / 5 Punkte
18. Hannover 96 5:9 Tore / 5 Punkte.
Wer für dieses Spiel eine Reise über 600 Kilometer auf sich nimmt, muss schon masochistische Züge besitzen oder trotz mäßiger Leistungen zum Saisonbeginn an die Mannschaft glauben.
Schröter, Kaenzig und Enke begaben sich also auf die Reise und konnten nach endlosen Stunden auf der Autobahn in der Nacht von Freitag auf Samstag in der Ferienwohnung des Managers in Mirow Quartier beziehen.
Nach einer langen Nacht mit Doppelkopf machten wir uns nach einem ausgedehnten Frühstück mit Pizza gegen das Kopfweh ins gut 100 Kilometer entfernte Rostock auf. Trotz einiger konfuser Ordner fanden wir den Eingang zum Gästebereich, wo leider keine ermäßigten Tickets mehr zum Verkauf angeboten wurden. Wir mußten also den vollen Eintrittspreis von 8€ bezahlen.
Im Gästebereich war recht wenig los. Nur ein paar Hundert Hannoveraner wollten sich das letzte Spiel unter Trainer Ewald Lienen anschauen. Für Idrissou, Stajner, Lala und Mathis stellte dieser Barnetta, Krupnikovic, Dabrowski und Leandro auf.
In der ersten Viertelstunde sahen wir eine stürmische Hansa, die aber keinen Torerfolg verbuchen konnte. Dann ging Henrik Bier holen. Krupi schnappte sich den Ball für die erste Standardsituation unserer Mannschaft in der gegnerischen Hälfte. Aus halbrechter Position schlug er den Ball vors Tor und mit dem rechten Arm netzte Leandro ein. Der Jubel im mit Netzen überhängten Gästeblock kannte keine Grenzen.
Ab sofort spielte 96 einen besseren, sicheren Fußball und sogar Henrik durfte in der 23.Minute das 2:0 durch den Schweizer Tranquillo Barnetta miterleben. Christiansen hatte schön auf Tarnat gepaßt, dessen Flanke das Tor vorbereitete.
Rostock wechselte in der 31.Minute Prica für Meggle ein, spielte in der Folge mit drei Stürmern. Der Erfolg blieb aber aus. Hannover dominierte auf dem Feld und zunehmen auch im Rund des Ostseestadions. 16.700 Zuschauer waren da, vornehmlich Rostock-Fans, aber außer “Hannovera Fantastica” war nicht viel zu hören.
Bis zur Pause hätte die Führung schon ausgebaut werden können, aber Hansas Torwart Schober verhinderte die Vorentscheidung. Kurz vor der Halbzeit hatte di Salvo zwar noch eine Chance, doch den Rostocker Fans blieb nichts anderes übrig als die Mannschaft mit Pfiffen in die Kabine zu begleiten.
Für uns gabs zum Lübzer Pils jetzt Würstchen aus der Pfanne und
Fischbrötchen zum günstigen Preis. Alte Bekannte aus Schulzeiten trafen wir ebenso wie die Unfallopfer, die nach einem Crash in Hamburg zu einem Teil ins Krankenhaus gefahren wurden und zum anderen mit dem Taxi nach Rostock. Hut ab!
Nach der Pause spielte Rostock etwas druckvoller, aber gegen die kompakte Abwehr aus Hannover konnten sie keine zwingenden Torchancen herausspielen. In der 57. Minute traf der hüftsteife Dabrowski dann sogar die Latte.
Im Gästeblock war die Stimmung bestens. Höhepunkt waren die an die Rostocker Subtras gerichteten “Nicht so laut!”-Schmährufe. Herrlich!
Robert Enke sammelte in der Folgezeit Pluspunkte, weil er Chancen von di Salvo und Tjikuzu souverän vereitelte. Bei den Rostockern verscherzte er es sich dann mit dem unglücklichen Foul an di Salvo, der mit Gehirnerschütterung das Spielfeld verlassen mußte.
Schiedsrichter Jansen war der zweite Sündenbock der Hansa-Fans, als er ein Handspiel von Cherundolo im eigenen Strafraum nicht ahndete. Das Spiel wurde ruppiger, die 96-Fans verbreiteten Südseestadionatmosphäre und nach Paß von de Guzman beendete Stendel einen Konter zum 3:0.
Wir tanzten den 96-Walzer und ließen uns auch von Tjikuzus Ehrentreffer nicht am Feiern hindern. Die Mannschaft kam erleichtert zu den zufriedenen Mitgereisten und Ewald Lienen geriet Dank einer kämpferischen und taktisch klugen Leistung aus der Schußlinie.
Als Tabellenzehnter verließen wir das Stadion, doch statt stolz geschwelter Brust versteckten wir unsere Fanutensilien, um gesund an enttäuschten Rostocker Fangruppen vorbei zu kommen.
Dank gebührt Henrik der Auto und Unterkunft zur Verfügung stellte und ein fantastisches Wochenende ermöglichte. Wenn Rostock nächste Saison wieder in der ersten Bundesliga spielt sind 600 Kilometer sicherlich nicht zu viel.
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