Hannover 96 – Atletico Madrid 1:2 (0:0) am 05.04.2012 um 21:05 Uhr

Europa sieht Rot: Hannover kennt jetzt jede Sau

Zugegeben, es wäre das I-Tüpfelchen dieser rot-roten Europapokal-Saison gewesen: Hannover 96 schafft den Einzug ins Halbfinale der Europa League und hält den einzigartigen Traum vom Titelgewinn am Leben. Am Ende mussten sich die Niedersachsen im Viertelfinalrückspiel einer defensiv stark eingestellten Mannschaft von Atletico geschlagen geben.

Der Knackpunkt? Die 1:2-Hinspielpleite im Estadio Vicente Calderón. So positionierten sich die Madrilenen in der AWD-Arena zeitweise mit zehn Mann in der eigenen Hälfte, zeigten über die gesamte Partie ein gutes Stellungsspiel und passten nur beim zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer von Diouf in der 81. Minute nicht auf. Aber seien wir mal ehrlich: Wer hätte Hannover 96 diesen Erfolg zu Beginn dieser Spielzeit zugetraut? Richtig, außer den eigenen Fans niemand.

2010 den Klassenerhalt am letzten Spieltag gesichert, beendet die graue Maus der Fußball-Bundesliga die Vorsaison sensationell auf Platz vier. Das ist ja an sich ganz nett, aber jetzt muss Hannover Deutschland international vertreten. Spätestens nach der Auslosung der letzten Qualifikationsrunde winken die meisten ab. Was soll eine Mannschaft wie Hannover gegen den FC Sevilla, den damaligen UEFA-Cup-Sieger von 2006 und 2007, schon großartig ausrichten? Der 18. August 2011 kommt und geht. Hannover kämpft Sevilla im ersten Spiel mit 2:1 nieder, angetrieben von über 40.000 begeisterten Fans auf den Rängen. In Spanien reicht ein 1:1-Unentschieden zum Weiterkommen.

In der Gruppenphase reisen mehr als 10.000 Anhänger zum Auswärtsspiel nach Kopenhagen, man holt Punkte gegen den Außenseiter aus Poltawa und trotzt Wasserwerfern und uniformierten Polizisten nach der Partie gegen Standard Lüttich. Mit dem zweiten Platz in Gruppe B beginnen für Hannover die belgischen Wochen. In der Zwischenrunde wartet der FC Brügge mit dem deutschen Trainer Christoph Daum. 96 sei Favorit, sagt Daum vor dem Aufeinandertreffen und nimmt das Aus für seine Mannschaft sportlich. 2:1 und 1:0 siegen die Niedersachsen – Grau sind sie in Europa lange nicht mehr, Hannover kennt jetzt jede Sau. Die Euphorie vor dem Achtelfinale gegen Lüttich ist ungebremst: Lüttichs Bürgermeister verbietet den Fans der Roten den Einmarsch ins Stadtinnere. Daraufhin verwehrt 96 Standard nach dem Motto „Wie du mir, so ich dir“ das Weiterkommen im Europapokal.

Viertelfinale. Dieses Mal heißt der Gegner Atletico Madrid. Der Europa-League-Sieger von 2010. Um die Titelchancen von 96 zu minimieren und aus Angst vor dem aufgedrehten Publikum in Hannover, täuschen die Madrilenen zunächst einen Generalstreik am Tag des Hinspiels vor. Ihre Taktik, das Heimrecht zu tauschen schlägt fehl. 3000 Fans reisen trotz Flugstreik nach Spanien. Atletico zeigt von Beginn an seine Klasse, Hannover hält dagegen. Bis zur 89. Minute hält 96 ein 1:1, dann versenkt Salvio den Ball im Netz. 1:2 – die Slomka-Truppe muss erstmals einen Rückstand im zweiten Spiel aufholen. Der Schwarzmarkt blüht, geldgierige Menschen verkaufen Eintrittskarten im Internet für das Vierfache des ursprünglichen Preises. Die Stimmung ist vor der Partie zum Zerreißen gespannt, alle wollen sie dabei, wenn die Roten den Traum von Europa weiter träumen. Der Rest ist bekannt. Pinto, Diouf und Co. beißen sich an der Atletico die Zähne aus. Der Wille ist da, mehr leider nicht. Mit dem zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer durch Diouf keimt Hoffnung auf, die in der 87. Minute jäh zerstört wird.

Mit einer großartigen Choreo und viel Kampf verabschiedet sich Hannover 96 für diese Saison aus dem Europapokal – Bis es im August wieder heißt: Europa sieht Rot.

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